Unsere Chronik


Der heutige Männerchor wurde 1907 unter den alten Statuten
des Gesangvereins Messen und Umgebung gegründet, nachdem
vorher abwechslungsweise Gemischter Chor und Männerchor
bestanden hatte. Ein erstes Protokoll und Statuten datieren von 1842.

Wir haben für das Jubeljahr 2007 (165 Jahre Gesangverein, 100 Jahre
Männerchor und 90 Jahre Frauenchor) unsere Chroniken zusammen
gestellt, leider hat sie noch Lücken.

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Schriften, etc., dann teilen Sie uns das bitte mit. Wir werden die Akten
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1927 Generalversammlung Männerchor Messen


Nordwestschweizerisches Sängerblatt 1927, No. 9, III. Jahrgang



1927 - Generalversammlung Männerchor Messen

Der hiesige Männerchor hielt Samstag den 5. März 1927 im üblichen Lokal seine ordentliche Generalversammlung ab. Punkt 20¼ Uhr eröffnet der Vereinspräsident, Herr E. Schluep, die bereits vollzählig besuchte Versammlung mit einer kurzen Begrüssungsansprache und gab die umfangreiche Traktandenliste bekannt. Der reichhaltige Jahresbericht, abgefasst und veröffentlicht vom Präsidenten, sowie das ziemlich ausführliche Protokoll wurden von der Versammlung mit Interesse verfolgt und genehmigt. Ebenso die Jahresrechnung, welche wieder einen günstigen Abschluss zeitigte, sowie auch die Reisekasse wurde einstimmig gutgeheissen. Der letzteren dürfte von Seiten der Mitglieder noch etwelche Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit die in Aussicht gestellte Reise im Laufe dieses Sommers zur Verwirklichung gelangen kann.
Als Glanzpunkt der Versammlung kann auch wieder die Verabreichung der Unfehlbarkeitsbecher genannt werden. Lieder war das Glück im Jahre 1926 nur zwei Mitgliedern beschieden, nämlich den Herren W. Kunz, Aktuar, und H. Stoll, Reisekassier. Diese Ehrung möge auch fernerhin für alle Mitglieder ein Ansporn zum fleissigen Besuch der Proben bedeuten.
Das Traktandum “Wahlen“ konnte, dank der guten Vorbereitung, welche an der Sitzung von Vorstand und Musikkommission getroffen wurde, in aller Kürze erledigt werden. Sämtliche bisherigen Mitglieder mit Ausnahme des Weibels, wurden auf eine neue Amtsdauer von zwei Jahren gewählt. Der Vorstand setzt sich zusammen wie folgt: Präsident: Ernst Schluep, bish.; Vize-Präsident und Aktuar: Walter Kunz, bish.; Kassier: Hans Graf, bish.; Reisekassier: Hans Stoll, bish.; Bibliothekar: Ad. Moser, bish.; Weibel: Walter Sägesser, neu; Fähnrich: Fr. Iseli, bish. Musikkommission: die Herren Fritz Fink, Emil Krauchthaler, Gottfried Moser, Ernst Schluep. Unser langjähriger verdienter Direktor, Herr Bezirkslehrer Rob. Käser, wird mit Akklamation bestätigt. – Der zweite Teil der Hauptversammlung spielte sich unter den Klängen einiger Lieder im Gasthof zur “Sonne“ ab.


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1931 - Konzert Männerchor Messen


Nordwestschweizerisches Sängerblatt 1931, No. 10, VII. Jahrgang



1931 - Konzert Männerchor Messen

Unser Männerchor hielt am 22. März 1931, nachmittags, ein Konzert ab, mit theatra-lischen Einlagen, unter gefl. Mitwirkung von Herrn Richard Flury, Musikdirektor, Solo-thurn (Violine): Fräulein Elsa Wyss, Messen (Klavier), und einiger Töchter aus Messen, zu Ehren der Ehren- und Passiv-Mitglieder. – Das Programm enthielt folgende Nummern: 1. «Weg mit den Grillen und Sorgen», Männerchor (Studenten-lied); 2. «Das Heimelig», Männerchor (Volkslied); 3. Sonate in F-Dur, für Violine und Klavier (Händel), Herr Flury und Frl. Wyss; 4. «Waldandacht», Männerchor (Franz Abt); 5. «Scherz», Männerchor (Volkslied); 6. a) «Sicilienne» (Paradis), b) «Menuet Viennoise» (Richard Flury), c) «Gavotte» (Richard Flury), Violine und Klavier; 7. «Vorhär und Nächhär» Heimatschutzstück von Rosa Weibel; 8. «Waldkirche», Männerchor (Ramsauer); 9. «Winzerlied», Männerchor (G. Haug); 10. A) «Melodie» (Tschaikowsky), b) «Gavatina» (Raff), c) «Ungarischer Tanz Nr. 2» (Brahms), Violine und Klavier; 11. «Im Frühling», Männerchor (Rüegg); 12. «Nun zieh‘ ich einsam meinen Weg», Männerchor (W. Saner); 13. «D’r Chrämerhälmi», Mundartstück von A. Zimmermann; 14. «Das treue Mutterherz», Männerchor (P. Gaide); 15. «Was brucht e rächte Schyzerma», Männerchor (Casimir Meister),


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1932 - 25 Jahre Männerchor Messen


Nordwestschweizerisches Sängerblatt 1932, No. 10, VIII. Jahrgang



1932 - 25 Jahre Männerchor Messen


Am 2. April 1932 hielt der Männerchor Messen seine ordentliche 25. Haupt-versammlung ab. Die üblichen Traktanden wurden kurzerhand erledigt. Der Unfehlbarkeitsbecher konnte für das Jahr 1931 an sieben Mitglieder abgegeben werden. Die Versammlung beschloss wiederum, nach einer Zwischenzeit von fünf Jahren, diesen Sommer eine Reise in Aussicht zu nehmen. Der zweite Teil der Hauptversammlung fand im Gasthof zur «Sonne» statt, verbunden mit einer schlichten Gedächtnisfeier des 25-jährigen Bestehens des heutigen Männerchors. Zu diesem Anlass haben sich einige eingeladene Ehrenmitglieder, welche zum Teil anno 1907 Mitbegründer waren, eingefunden. Unter den Anwesenden durfte auch die Dirigentin des 1917 gegründeten Töchterchors Frau F. Käser, Lehrerin, begrüssen, welche am selben Tag den 50. Geburtstag feiern konnte. Eingerahmt von Liedervorträgen wurden Gedanken aus den verflossenen 25 Jahren ausgetauscht. Aus einem ziemlich ausführlichen Bericht, abgefasst und veröffentlicht von W. Kunz, Präsident, entnehmen wir folgende Einzelheiten:
Unterm 24. November 1907 wurde von der Jungmannschaft, nebst einigen werten Herren vom früheren Gesangverein von Messen und Umgebung ein neues Gesangkollegium gegründet, und zwar unter den alten Statuten, nachdem vorher abwechslungsweise Gemischter Chor und Männerchor bestanden hatte. (Ein erstes Protokoll und Statuten datieren von 1842).
Als Dirigent des neu gegründeten Männerchor Messen wurde der noch heute im Amte stehende Herr R. Käser, Bezirkslehrer, gewählt. Der Verein zählte anfangs 21 Mitglieder, von denen heute noch fünf aktive Sänger sind, und ist während 25 Jahren auf 44 angewachsen. Der Männerchor Messen kann auf eine mannigfaltige Tätigkeit zurückblicken. 11 Theaterstücke und verschiedene Konzerte wurden an die Öffent-lichkeit gebracht. Als Sektion des bucheggbergischen Bezirksvereins hat er jeweils an den verschiedenen Kreisgesangsübungen teilgenommen und seit seinem Eintritt in den Kantonal-Gesangverein 1921 die drei letzten Kantonal-Gesangfeste besucht. 1925 hatte der Männerchor das Glück, ein neues Vereinsbanner zu erhalten und einzuweihen. Nebstdem wurde an unzähligen Festen und öffentlichen Veran-staltungen mitgewirkt, sowie Gesänge in der Kirche besorgt und die alljährlichen Neujahrszusammenkünfte in der «Sonne» besucht. Als willkommene Anlässe waren von jeher die Hochzeitsständchen zu nennen, deren nicht weniger als 25 protokolliert sind. Dagegen kam es aber leider nur zu oft vor, dass der Männerchor von einem lieben verstorbenen Freund und Gönner mit einem Grabgesang Abschied nehmen musste. Eine angenehme Abwechslung in das Vereinsleben brachte jeweils die 2 - 3 -tägige Oberlandreise, sowie die verschiedenen Sonntagsausflüge; obschon der Männerchor Messen in dieser Hinsicht nie übertrieben hat.
Zum Schluss hob der Berichterstatter die vielen unschätzbaren Verdienste von Herrn Direktor Käser hervor, die er sich während einem Vierteljahrhundert um den Männerchor erworben hat. Unter seiner zielbewussten Leitung hat sich der Verein aus bescheidenen Anfängen nach und nach zu einem ansehnlichen Männerchor emporgearbeitet. Möge das gute Einvernehmen zwischen Direktion und Sängern in Messen noch recht viele Jahre erhalten bleiben.


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1937 - Schlichte Feier zu Ehren von Robert Käser


1937 - Schlichte Feier zu Ehren von Robert Käser

Messen, 13. November 1937 - Ansprache

Liebe Sängerfreunde

Wenn wir heute Abend bei einer schlichten Feier zu Ehren unseres Dirigenten, Robert Käser, beisammen sind, so möchte ich nicht unterlassen, auch im Namen der älteren Garde unseres Chores ein kurzes Abschiedswort an ihn zu richten.

In unserem Verein sind 4 Männer, Spielmann, Trittibach, Krauchthaler und ich, die heute in Gedanken zurückgehen ins Jahr 1907, da unser Dirigent uns zum ersten Mal versammelte, um den Grundstein des Männerchors zu legen. Wenn wir heute in Gedanken grosszügig die 30 Jahre seit der Gründung unseres Vereins nochmals durchleben, so müssen wir uns sagen: Wie manche unserer schönsten Stunden des Zusammenseins mit unserem Robert ist in den Lebensfaden des Männerchors eingesponnen, seit er uns den Ton zu «Prinz Eugen, der edle Ritter» gab? Verbunden mit unserem eigenen Leben, verbunden mit dem Leben des ganzen Dorfes hat sich der Männerchor seit seines Bestehend. Ich glaube wir dürfen heute sagen, dass er den Zweck erfüllt, zu dem wir ihn schufen. Jeder muss im Leben auch etwas anderes haben als nur die Lasten des Alltags. Wie mancher von uns vergisst sie für ein paar Stunden im Männerchor? «Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder» ist das Motto der Kameradschaft in unserem Chor. Wie echt und schöne sind in unserem Verein ist, fühlen wir selber daraus, dass wir uns nie so verbunden sind wie im Männerchor, Veteranen und Jünglinge führt er zusammen zur Pflege der richtigen Geselligkeit. Denken wir dabei auch an unsere Ausflüge. Wenn uns unser Dirigent hinausführte in die Natur, auf Reisen in die herrlichsten Gegenden der Schweiz, dann erst haben wir die schönsten Tage zusammen verlebt; dann wurden die unvergesslichen Erlebnisse in unser Leben eingemeisselt.
Was unser Singen anbelangt, haben wir es alle dem Fleiss, der Hingabe und dem Willen desjenigen, mit dem wir den Gesang anfingen, zu verdanken, dass wir heute auf einer schönen Stufe angelangt sind. Wir sind manchmal harte und unbändige Saiten am Instrument, das er gebaut hat. Mit Ausdauer hat er an uns gedreht und gestimmt, bis der reine Ton kam. Was das alles brauchte, kann nur der richtig wissen, und ich glaube, es ist besser wir fragen ihn nicht darnach. Gerade bei uns Alten fängt es halt auch so langsam an zu happern. Das wissen wir und entbieten daher unserem Dirigenten einen speziellen Dank für deine Mühe, die er sich für uns nahm, damit wir noch einigermassen schritthalten konnten. Wenn wir dem Chor heute durch unser Singen nicht mehr das bieten können, was in unseren jungen Jahren, so wollen wir ihm dafür eine Stütze in anderer Hinsicht sein. Auf alle Fälle hätten wir uns geschämt, vor dem zurückzutreten, der stets mit gleicher Tatkraft vor uns stand.

Unser Männerchor ist dein Werk, Dirigent! Du als erster Chorleiter hast ein festes Fundament geschaffen und wir wollen hoffen, dass alle die kommenden in deinem Sinne weiterbauen werden. Du hast uns angeführt über alle Hindernisse hinweg auf einen Gipfel, von dem wir dankerfüllt die 30 Jahre deiner edlen Arbeit überblicken und mit wehmütigem Gefühl unter der Siegesfahne deines Schaffens dem Abschiedsliede lauschen.


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Feier zu Ehren von Robert Käser
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1938 - Das erste Kapitel ist abgeschlossen


Solothurnisches Sänger- und Musikblatt 1938, No. 5, XIV. Jahrgang


1938 - Das erste Kapitel in der Geschichte ist abgeschlossen

Das erste Kapitel im Buch der Geschichte unserer beiden Gesangvereine, des Männerchors und des Töchternchors, ist abgeschlossen. Vor kurzem ist das Ehepaar Käser Bezirkslehrer, welches die beiden Vereine seit ihrer Gründung dirigierte, von seinen Posten zurückgetreten. Mit einem kleinen Grüppchen gesangsfreudiger Messener hat unser Bezirkslehrer Robert Käser den Männerchor ins Leben gerufen. Heute, sagt mir ein Veteran, wenn ich dem Lied unserer Männer lausche, bin ich, sind wir alle und mit uns das ganze Dorf stolz, auf die Früchte des zielbewussten Strebens unseres Dirigenten. Nicht nur der Pflege des Gesanges und einer richtigen Kameradschaft unter den Mitgliedern ist seine Arbeit gewidmet; der ganzen Gemeinde bietet er etwas, das kein anderer ländlicher Verein in dieser Hinsicht besser zu leisten vermag. Denken wir zum Beispiel an ihn als Interpreten ländlicher Bühnenkunst. Die Popularität unser Dilettantenkünstler ist ein Beweis der unermüd-lichen Tätigkeit von Rob. Käser als begabter Regisseur. Ja, so steht unser Männer-chor heute da. Sein Lied, gelte es dem Bundespräsidenten, dem Volksfest, der Kirch-gemeinde oder einem lieben Freund im Grabe, gibt jedem Anlass seine Weihe. - Wer denkt nicht gleich an den kleinen Chor hübscher «Berner Meitschi» auf der Bühne eines bucheggbergischen Sängertages, vor dem als einzige Dirigentin unseres Bezirks Frau Käser den Taktstock führte, wenn vom Töchternchor Messen die Rede war? Mit nicht weniger Hingabe als ihr Gemahl hat sie an der Erhaltung und Förderung des Töchternchores gearbeitet, den sie selber mit ihrer Freundin, Frau Wwe. Dr. Wyss gründete. Wie wir es bedauerten, als sich Frau Käser, als liebevolle Lehrerin von ihrer pflichterfüllten Arbeit zurückzog, so bedauern wir heute den Rücktritt unserer Dirigentin. Der Abschied der beiden aus der Sängergilde geht uns ans Herz. Wir wollen hoffen, dass die neugewählten Dirigenten, Lehrer Sahli für den Männerchor und Lehrer Hess für den Töchternchor, ihre Arbeit nach dem Beispiel ihrer Vorfahren weiterführen werden. Ihnen möge die Befriedigung an der restlosen Erfüllung einer edlen Aufgabe der Lohn sein. Nicht nur die Sänger, sondern wir alle und mit uns der ganze bucheggbergische Sängerbund danken Herrn und Frau Käser für ihr schönes, kulturelles Werk.


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1965 - Fahnenweihe


1965 - Fahnenweihe des Männerchors Messen

Liebe Gäste, Sängerinnen und Sänger, Festteilnehmer

Der Männerchor Messen weiht heute seine neue Fahne ein, und da ist es sicher am Platz, dass wir einen Augenblick inne halten und uns ein paar Minuten lang über den Sinn dieses Anlasses Gedanken machen.

Eine Fahne ist ein Zeichen, um das man sich schart. Vor unsern Augen steht das Bild der Fähnlein der alten Eidgenossen, um die sich scharten, wenn sie einander zu Hilfe zogen. Oder wir denken an unseren Fahneneid im letzten Weltkrieg, als wir versprachen, unter der Fahne des Schweizerkreuzes und nicht unter der des Hakenkreuzes zu dienen. Schon die alten Römer hatten solche Feldzeichen. Sie waren Richtungszeichen und Sammelpunkte der Truppen. Solange das Feldzeichen stand, kämpfte man weiter. Wenn die Legionen siegreich heimkehrten und geehrt wurden, schritten die Feldzeichen voran. Doch noch viel weiter zurück geht die Geschichte der Fahnen. Schon an den Tempeln der alten Ägypter flatterten Wimpel. Ja, die Wimpel gehen sogar auf die Zeit zurück, da man zum ersten Mal an primitiven Webstühle die ersten Tuchbänder wob. Solche Gewebe waren äusserst kostbar. Deshalb brauchte man sie als Opfer und als Fetische, die man an Stangen band und verehrte. Diese Bräuche waren gerade auch bei den indogermanischen Vorfahren sehr im Schwunge, weshalb die Fahne im abendländischen Kulturkreis seit eh und je eine besondere, fast heilige Bedeutung haben.
Für einen Verein ist die Fahne ebenfalls Richtungszeichen, das vorangeht und den Weg zeigt, und (zweitens) Sammelpunkt, der die Zugehörigkeit aller Vereinsmit-glieder zueinander symbolisiert. Bei wichtigen Anlässen wird deshalb die Fahne hervorgeholt - und sofort fühlen sich alle Vereinsangehörigen als eine Einheit. Sie kann aber auch als Stellvertreterin des Vereins auftreten, wenn eine Fahnen-delegation den Verein repräsentiert, oder wenn die Fahne über dem Grab eines verstorbenen Vereinsmitgliedes oder Vereinsfreundes flattert, umwittert von stark numinosen Gefühlen, die manchem weichherzigen Menschen die Augen feucht werden lassen.

Und nun muss also der Männerchor Messen eine neue Fahne haben. Die alte Fahne von 1926 hat ausgedient. Ihre weisse Farbe ist gelblich geworden, die Seide ist an einigen Stellen gebrochen und zerfranst. Farbenprächtig war die alte Fahne: rot und weiss (das Schweizerkreuz), rot und weisse Flammenstreifen (die Solothurner Farben), dann das rot-gelbe Rosenwappen der Herren von Buchegg und die weisse Burg auf blauem Grund der Edlen von Messen, endlich die Leier Harfe als Sinnbild des Gesangs. Aber Eben: alles vergeht! Auch die Pracht dieser schönen Fahne. Sie war nicht die Erste des Männerchors Messen. 1925 erinnerte man sich daran, dass die damalige alte Fahne 80 Jahre alt war, also aus der Gründung des Männerchors in den Jahren des liberalen Aufbruchs, um 1842, stammte. Jene erste Fahne war vom bekannten Solothurner Maler Martin Disteli entworfen worden. Mitten darauf stand ein strammer Bauer. «Buren-Benz» (Bendicht Wyss), damals Bauer auf Chorrichters Hof war Distelis Modell gewesen. Mit Leiterwagen wurde die Fahne in der Brittern abgeholt, wohin sie die Langendörfer Chutzen gebracht hatten. Wir können uns gut vorstellen, was für ein Riesenfest damals aus dem Empfang der ersten Fahne gemacht wurde. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand der Männerchor Messen mit Unterbrüchen weiter, eine Zeit lang wurde er auch als Gemischter Chor durchgehalten. Ende des vergangenen Jahrhunderts wirkten die Lehrer Rudolf Zangger und Stephan Wyss als Dirigenten.
1906 kam Robert Käser als initiativer junger Bezirkslehrer nach Messen. Diesem Mann ist der grosse Aufschwung zu verdanken, den der Männerchor Messen in den Zwanziger und Dreissigerjahren unseres Jahrhunderts nahm. 1907 wurde von ihm der Grundstein zum heutigen Männerchor gelegt. Mit der uralten Fahne noch wurde 1920 das erste Kantonalgesangsfest in Olten besucht. Aber auf das zweite Kantonale Gesangfest in Grenchen hin, konnte man die neue eben gerade 1925 eingeweihte Fahne mitnehmen. Lehrer Moser, der bei der damaligen Fahnenweihe die Festrede hielt, gab dieser - wie er sagte - wohl jüngsten Schwester im Fahnen-walde der solothurnischen Vereinsfahnen die besten Wünsche auf den Weg. Am 12. Februar 1938 musste der Verein von seinem grossen Förderer und Dirigenten Robert Käser Abschied nehmen. Seither hat sich Lehrer Sahli aus Oberramsern sehr um den Verein verdient gemacht und für ihn bis zum heutigen Tag sehr viel Opfer gebracht. Immer wieder habe ich ihn bewundert, wie er mit grosser Beharrlichkeit es fertig brachte, aus diesen oft rauhen Bucheggberger Kehlen eine saubere, gut deutsche Aussprache hervorzulocken. Etwas Befriedigung für alle seine Mühe und allen Idealismus wurde ihm sicher am letzten Kantonalen Gesangfest in Grenchen zuteil, als unser Chor von der ersten Kategorie, in der wir uns bescheidenerweise eingetragen hatten, von den Experten in die nächsthöhere zweite Kategorie versetzt wurde.

Und nun ist die neue Fahne da. Eine Fahne für eine neue Zeit. Wir wissen: wir stehen mitten im grossen Umbruch. Das 19. Jahrhundert ist liquidiert. Wir leben im Zeitalter der Technisierung und Maschinisierung, des Grossverkehrs, der wirtschaft-lichen Expansion und Anspannung, eines gossen Wohlstandes. Das 21. Jahrhundert bereitet sich vor. Aber auch da gilt es, Menschen zu bleiben. Wir wollen nicht zu Maschinen degradiert werden, zu Nummern einer charakterlosen Gesellschaft. Gerade das Singen ist etwas spezifisch menschliches. Kein Tier singt und keine Maschine. Auch nicht eine Grammophonplatte, bevor der Mensch gesungen hat. Mit dem Singen haben wir eines der Mittel, das uns hilft, auch in einem unpersönliche werdenden Zeitalter Menschen zu bleiben. Beim Singen vereinigen sich klar ausgebildete Töne und sinngebende Worte zu einer Einheit. Der Sänger kommt in eine veränderte Bewusstseinserhaltung hinein, in eine musikalische Stimmung. Darum erhebt uns das Singen über den Alltag hinaus. Das Singen verbindet aber auch die Miteinandersingenden zu einer Gemeinschaft. Nicht von ungefähr ist es deshalb seit alters auch in den Gottesdienst hineingenommen worden. Darum aber dient es der Gemeinschaftsbildung überhaupt. Wo immer Geselligkeit ist, da ertönt auch bald ein Lied. Mit Recht hat im Jahre 1804 der Dichter Joh. Gottfried Seume die berühmten Worte gesagt: «Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, Bösewichter haben keine Lieder». Das gemeinsame Singen schafft eine ganz andere Atmosphäre. Wie mancher Männerchörler hat schon gesagt: «Jedesmal nach dem Singen bin ich ein anderer Mensch». Und ausserdem: es ist erwiesen, dass es zu Wesen des Mannes gehört, mit anderen Männern Gemeinschaft zu pflegen. Wenn es auch nicht gut ist, wenn ein Mann pro Woche mehr als zwei Mal ordentlicherweise ausgeht, so ist es doch für ihn gut, ein Mal in der Woche mit seinen Freunden zusammen zu sein. Das steht in den Ehebüchern. Wenn er dort echte Kameradschaft findet, ist er auch in seinem Familienleben viel ausgeglichener. So bedeutet uns der Männerchor viel auch gerade in unser heutigen Zeit und wir haben uns noch immer auf jede Gesangsprobe gefreut, und zwar auf mehr als auf das Einüben von ein paar Liedern und auf das liebe Jässlein danach - nämlich auf den gelösten Ausgleich gegenüber der oft bedrückenden Verkrampfung des Alltags.
So darf und soll unser Männerchor Messen weiterflorieren und weiter seinen grossen Sinn haben für das ganze Dorf und ganz besonders für die Männerwelt. Auch in einer veränderten Umwelt, in der alles, was den stark vaterländischen Geist des 19. Jahrhunderts atmet und aus ihm geboren war, mit kritischen Gefühlen empfunden wird, muss es im Dorf einen solchen Männerchor geben, der das singen pflegt. Auch wir Menschen der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts haben es nötig.
Dass wir uns des Wechsels der Zeiten bewusst sind und mit der Zeit, aber im alten Geist, weiter gehen wollen, zeigt die Neue Fahne, die nicht mehr an die aus dem neunzehnten stammende Fahnentradition anknüpft. Die Fahnenfabrik Sigrist in Langenthal hat uns einen überzeugenden Entwurf unterbreitet und nun ausgeführt. Die Farben der Fahne sind rot, weiss und blau. Rot und weiss sind die Schweizer- und Solothurnerfarben, Blau und weiss die Farben von Messen. Im blauen Feld oben fehlt nicht die Burg von Messen und die Schrift «Männerchor Messen». Im roten Feld ist eine riesige Achtelsnote. Die früheren Flammen sind stilisiert in der Form eines Windspiels zu vier dreieckigen oder trapezförmigen Feldern. Das Zentrum dieser Felder ist nicht die Mitte, sondern neben dran, links oben - offenbar ein Zeichen der Zeit, dass wir heute etwas exzentrisch geworden sind mit unserer Kultur. Die ganze Fahne überzeugt. Sie ist aus einem Guss, aus einer Idee. Man kann die vier Felder aber auch auffassen, als ein spitziges Hausdach, das man von rechts oben anschaut: dann bildet im blauen Feld die Burg von Messen und die Aufschrift «Männerchor Messen» einen Schlüssel, der in Symmetrie steht zu Notenkopf und Notenhals auf dem roten Feld. So soll der Gesang - symbolisch durch die Note - der Schlüssel sein, um das Haus der Herzen zu öffnen.
Und nun ist, liebe Festteilnehmer, der Augenblick gekommen, die neue Fahne zu entrollen und ihr als dem Symbol des Männerchors Messen alles Gute auf den Weg zu wünschen: Vivat, crescat, floreat!

Darf ich nun die Präsidentin des Frauen- und Töchternchors Messen und den Präsidenten des Männerchors Schnottwil als Gotte und Götti der neuen Vereinsfahne bitten, die neue Fahne hierher zu bringen, während die alte Fahne ins hintere Glied zurücktritt.


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