Singen tut gut
Singen tut gut
Sängerinnen und Sänger sind gegenüber anderen Menschen körperlich, psychisch und auch sozial klar im Vorteil.
Der Volksmund kennt eine besonders originelle Lebensweisheit: «Wer schon des Morgens dreimal schmunzelt, des Mittags nicht die Stirne runzelt und abends singt, dass es laut schallt, wird hundertzwanzig Jahre alt.» Dies ist etwas übertrieben, aber dennoch nicht ganz falsch. In Schweden haben Forscherinnen und Forscher herausgefunden, dass Sängerinnen und Sänger eine deutlich höhere Lebenderwartung als die übrige Bevölkerung haben. Singen ist eine Gesundheitsquelle par excellence, doch nur ein verhältnismässig kleiner Teil der Menschen singt im Erwachsenenalter regelmässig. Lediglich 12 Prozent der Bevölkerung sind Mitglieder eines Chors. In einer Umfrage gaben immerhin 43 Prozent an, wenigstens ab und zu im Auto oder unter der Dusche zu singen.
Singende Kinder sind im Vorteil
«Singe, wem Gesang gegeben», sagt eine Redensart. Bei ihr zucken viele Menschen die Schultern und meinen entschuldigend: «Ich habe eben kein Talent.» Singen ist eine Grundfähigkeit, die in jedem Menschen angelegt ist. Sobald kleine Kinder ihre eigene Stimme entdecken, beginnen sie mit ihr spielerisch zu experimentieren und ihre Möglichkeit auszutesten. Manchmal kreieren sie auch improvisationsartig eigene Melodien.
Wie eine Studie an der Universität Münster in Deutschland an 500 Kindergärtnern gezeigt hat, sind Kinder die oft singen gegenüber Kameraden im Vorteil, sie haben eine höhere Sprach-kompetenz und sie können sich besser in andere einfühlen. Dazu ist es allerdings wichtig, dass sie nicht nur für sich alleine, sondern auch innerhalb einer Gruppe singen. Singende Kinder haben einen besseren Zugang zu ihren Emotionen und werden dadurch intensiver in ihrer Persönlichkeitsentwicklung angeregt. Sie wirken selbstbewusster und trauen sich eher verbal für ihre Anliegen einzusetzen. Wie eine Untersuchung zeigte, sind Erwachsene, die als Kinder oft musiziert und gesungen haben, bessere Teamleiter. Kindergärtnerinnen stellen allerdings fest, dass zunehmend weniger Kinder singen wollen. Und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte diagnostizieren seit einiger Zeit vereinzelt wenig ausgebildete Stimmbänder bei Kindern. Als Ursache gilt, dass in vielen Familien kaum noch gesungen wird. Selbst die Weihnachtslieder kommen heute an Heilig Abend oft ab CD. Aus diese Weise werden die Kinder nur wenig angeregt, sich immer wieder aktiv mit der Möglichkeit ihrer Stimme zu beschäftigen und sie dabei zu entfalten.
Singen ist ein Strassenkiller
Beim Singen finden aufgestaute Emotionen ein Ventil, dadurch werden die Psyche und der Körper entlastet und entspannt. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass das Gehirn dach dreissig Minuten Singen erhöhte Anteile an Endorphin und von Serotonin ausschüttet (Abgabe von Hormonen ins Blut). Damit wird die Stimme gesteigert. Gleichzeitig werden auch Cortison und weitere Stresshormone abgebaut. Dadurch wird unter anderem die Verdauung verbessert. Stress ist als Mechanismus während der Evolution entstanden, er bringt den Körper blitzschnell in Kampf- und Fluchtbereitschaft um so das Überleben zu sichern. Dazu wird vermehrt Blut in die Muskeln geleitet, dieses wird im Verdauungsbereich abgezogen. In der Folge kommt es zu Blähungen und zu anderen Verdauungsstörungen. Singen stärkt auch das Immunsystem. In Frankreich wurden Sängerinnen und Sänger sowie Zuhörer wissenschaftlich verglichen. Nach einer einstündigen Probe für das «Requiem» vom Mozart war der Wird der Abwehrzellen gegen Krankheitserreger bei den Singenden deutlich angestiegen. Bei den Zuhörenden hatte sich der Wert nicht verändert. Passives Musikgeniessen hat zwar auch eine Reihe von positiven Effekten,
es wirkt entspannend, harmonisierend und stimmungsausgleichend, doch noch wirkungsvoller ist aktives Singen und auch das Spielen eines Instrumentes.
Sauerstoff verbessert sich
Insbesondere der Atemprozess wird während des Singens verbessert. Normalerweise wird beim Atmen nur der Brustkorb benutzt, trainierte Sängerinnen und Sänger bewegen zusätzlich das Zwerchfell und atmen in den Bauchraum. Dabei entspannen sie den Brustkorb und kräftigen gleichzeitig die Rückenmuskulatur. Das Herz-Kreislaufsystem wird zusätzlich aktiviert und damit die Durchblutung im Körper verbessert. Gleichzeitig nimmt auch die Sauerstoffversorgung des Organismus zu. Experten betonen, regelmässig Singende seien körperlich ungefähr gleich fitt wie Personen, die regelmässig Ausdauersport betreiben. Zusätzlich gelten Sängerinnen und Sänger als sehr umgängliche Menschen. Immerhin weiss der Volksmund so seit langem: Wo man singt da lass sich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder (sondern nur ein Radio und Fernsehapparat).
Buchhinweis
Wolfgang Bossinger, «Die heilende Kraft des Singens»
Traumzeit-Verlag, Fr. 46.70, ISBN: 978-933825-61-2
Karl Adanek, «Singen als Lebenshilfe»
Waxmann-Verlag, Fr. 80.90, ISBN: 978-3-8309-1960-5
Wilfried Huchzermeyer/Nada Yantra Mantra «Sphären des Klangs»
Verlag Edition Sawitri, Fr. 21.90, ISBN: 978-3-931172-08-4
Quelle: active live / Adrian Zeller, Will SG / BKGV-Info Nr. 81 / Februar 2009
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